Jürgen Philipps – Beerdigungspredigt

Liebe Freunde und Freundinnen von Martin!
Liebe Weggefährten!

Herzlich willkommen zur Gedenkfeier mit Gebet für Martin Urdze.

Während wir heute an Martin denken, findet in Lettland die Trauerfeier am selben Tag statt.

Gott, der sich uns Menschen vorgestellt hat als „ich bin für euch da“, sein Sohn Jesus Christus, unser Bruder und der heilige Geist, der Liebe und Barmherzigkeit, werden uns begleiten bei unserem Gedenken.

Wir halten inne in der Stille des Gebetes.

Gott wir nehmen schweren Herzens Abschied von Martin Urdze und übergeben ihn nun in deine Hand.
Gott du kennst unsere Gedanken, du weist was unser Herz bewegt, du spürst unseren Kummer im Herzen.

So viele Erinnerungen gehen in diesen Stunden und Wochen durch unseren Kopf. Erinnerungen an viele schöne, glückliche und aufregende Stunden, die wir miteinander erlebten aber auch Erinnerungen an schwere Zeiten, die wir gemeinsam durchgestanden haben und du Gott an unserer Seite warst.

Bei aller Trauer ist da vor allem aber ein Gefühl von großer Dankbarkeit für das Leben eines lieben Menschen, mit dem wir vieles erlebten, der uns viel gegeben hat.

Gott du hast uns in deinem Sohn Jesus Christus, in seinem Leben, in Kreuz und Auferstehung, ein Zeichen, des Lebens gesetzt und uns eine Hoffnung gegeben, eine Hoffnung, dass deine Liebe dem Bösen standhält und zu einer Gemeinschaft verbindet, wo wir füreinander da sind. Gott, du hast uns eine Hoffnung geschenkt, dass deine Liebe stärker ist als der Tod. Deiner Liebe Gott vertrauen wir unseren Verstorbenen an und bitte Gott, sei auch bei uns mit deinem Trost.

Worte aus dem 36. PsalmHerr, deine Güte reicht so weit
der Himmel ist
und deine Wahrheit,
soweit die Wolken gehen.

Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe Herr du hilfst Menschen und Tieren.

Denn bei dir Gott ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht.

Gedenken an Martin

Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten.

Ich möchte nun einen Bilderrahmen setzen für das Leben von Martin. Einen Überblick geben für uns, die wir aus ganz unterschiedlichen Lebensbezügen mit Martin verbunden waren. Im Anschluß daran hoffe ich mit Olaf Kreitsmann auf viele Erinerungen und Geschichten in kleinen Wortbeiträgen, die ihr uns allen mitteilen mögt.

Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid ich will euch erquicken ( Matthäusevangelium Kap.11,28)

Dieses Jesuswort steht für Martin im Mittelpunkt seines Lebens und darüber hinaus. Es begleitet ihn, es treibt ihn an. Dieses Jesuswort gibt Martin die unerschüttliche Hoffnung, Zuversicht und Kraft die frohe Botschaft von Gott, denen nahe zu bringen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen – ihnen nahe zu seien, Respekt zu zollen und Selbstbewußtsein zu schenken und die Gewißheit Gott steht an eurer Seite.

Es wird sein Lebenstraum und seine Lebenswirklichkeit, eine diakonische Gemeinde zu gründen.

Stark geprägt hat ihn sein Elternhaus. Sein Vater ist Pastor für die lettische Gemeinde im Rennplatzviertel. Er gründet die Behindertenwerkstätten mit heute über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Unermüdlich kämpft er für die Menschen, er ist ein gesegneter Stressfaktor für den Sozialdezernenten in der Stadt Oldenburg.

In einer kleinen Blockwohnung mitten in der Gemeinde wächst Martin auf mit seinem früh verstorbenen Bruder Peter, seiner Schwester Tabita und sinem Bruder Toms.

Seine Mutter, eine treue, bescheidene und bewunderswerte Pfarrfrau wird selbst nach dem Tode ihres Mannes als Pfarrerin eine Gemeinde in England leiten.

Eine tiefe, selbstverständliche und unaufdringliche Frömmigkeit zeichnet die Familie aus und Martin ist treuer Fan des VFB Oldenburg lebenslang. Martin kämpft sich durch seine Jugendjahre, begehrt auf und übernimmt doch schon in seinen Studienzeiten Verantwortung für die lettische Gemeinde.

Nach dem Theologiestudium, absolvierte er die Ausbildung als Krankenpfleger, arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Anfang, Mitte der 90ziger Jahre bricht Martin nach Lettland auf mit dem Ziel mit seinen Geschwistern ein soziales Zentrum in Lettland zu gründen, mitten in den Wirren eines Landes nach der schwer erkämpften Unabhängigkeit.

Nach dem ein und anderem Fehlschlag gründet Martin ein Zentrum für die Diakonie in Liepaja. Er wird Pfarrer in der daniederliegenden Kreuzkirchengemeinde.

Der Traum einer diakonischen Gemeinde wird Wirklichkeit.

Unermüdlich scharrt er Menschen um sich, bringt Menschen zusammen, nutzt seine internationalen Kontakte.

Viele diakonische Angebote gibt es in den Räumen der Kreuzkirchengemeinde. Die Obdachlosenarbeit mit Suppenküche nutzten viele Menschen. Die Kleiderkammer, die kostenlose ärztliche Versorgung, viele Selbsthilfegruppen, der Treffpunkt für Behinderte bietet Hilfe und Unterstützung.

Bei Martins Bibelarbeiten und Gottesdiensten kommen die Betroffenen selbst zu Wort. Er hört den Menschen zu, schätzt ihre Meinungen vom Leben und Glauben an Gott wert.

Bei einem Besuch im Onkologischen Krankenhaus lernt Martin Aija, eine Kunstdozentinan der pädagogischen Hochschule in Liepaja kennen. Sie bringt Farbe in sein Leben, nicht nur in seine spartanische Wohnung und ihren Sohn Ivars mit.

Aija, die Liebe seines Lebens, ist eine tolle Gesprächs- und Lebensparterin. Intensive und glüchliche Jahre folgen.

Nach gut 15 Jahren stirbt Aija an Krebs, Martin an ihrer Seite.

Martin kämpft weiter unermüdlich für Verbesserungen für die sozial Benachteiligten. Er macht das Diakonische Zentrum zu einem ernstgenommenen Ideen- und Ratgeber und Partner der Stadt Liepaja.

Das Gesundheits und Sozialministerium Lettlands lernt ihn kennen.

Er kämpft auf einsamen Posten gegen eine Landeskirche und Bischof, die in einem fundamentalistischen Verständnis des Christlichen Glaubens und Lebens verharren.

Viele Menschen aber schätzen ihn als aufrechten und mutigen Mann, der für seine Überzeugungen kämpft und sich selbst nicht schont.

Aufgehoben in der Liebe und Zuwendung seiner Familie und Gemeinde und aufgehoben in der Liebe bei Gott sowieso, wie er in einem seiner letzten e- mails schreibt. stirbt er vor wenigen Tagen.

Und Martin stirbt in dem Vertrauen: Mein Erlöser lebt.

Ein Gedicht von Alfred Lord Tennyson zum Ende meiner Gedanken und Erinnerungen.

Gott behüte Martin

Queren der Sandbank

Sonnenuntergang, Abendstern
Ein klarer Ruf für mich
Und soll da kein Knirschen der Sandbank sein.
Wenn ich fahr hinaus zur See

Doch, obwohl bewegt, die See zu schlafen scheint,
zu voll für Lot und Gischt,
wenn das,was aus der grenzlosen Weite (Tiefe) kam
kehrt nun wieder heim.

Dämmerung, Abendgeläut
danach die Dunkelheit
und soll da keine Abschiedstrauer sein,
wenn ich gehe von Bord.

Denn obwohl von unsere Statt von Zeit und Ort
die Flut mich tragen soll weit
hoffe ich, meinen Lotsen von Angesicht zusehen,
wenn ich die Bank gequert

Gebet

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost was kommen mag
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Amen

Jürgen, Oldenburg, der 1.Mai 2021